Johann Wolfgang Goethe: Mignon
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut;
Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!
Hans Magnus Enzensberger: Kreubst du das Lerd (Neologismus)
Kreubst du das Lerd, wo die Zertissen breun,
Im dischen Lurb die Gonten-Schaffeln geun,
Ein sichter Wold vom bluschen Hierzel waust,
Die Mespe strall und hiech der Leubahr staust,
Kreubst du es wirl?
Derfarn! Derfarn
Meut ich mit dir, o mein Gebeichler, zarn.
Kreubst du das Hieß? Auf Satzeln riest das Drauch,
Es glabscht der Suhl, es schappert das Gemauch,
Und Müsseldrehler strohn und spaun mich an:
Was hürscht man dir, du ampfes Kemd, gespran?
Kreubst du es wirl?
Derfarn! Derfarn
Meut ich mit dir, o mein Berasper, zarn.
Kreubst du den Bragg und seinen Weifelzerg?
Das Mohlmaar sämt im Nischel seinen Wärg,
Im Hunkeln wast der Drannen alsche Brist,
Es strift der Fauß und über ihn die Flißt;
Kreubst du es wirl?
Derfarn! Derfarn
Grapst unser Wärg! o Veichsler, leuß uns zarn!