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Bertolt Brecht: Der Radwechsel

Ich sitze am Straßenrand
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?

Hans Magnus Enzensberger: Der Radwechsel (Terzinen)

Dort, wo er herkam, ist er nicht geblieben.
Doch was er suchte, das war nicht zu finden,
Und was er liebte, hat ihn bald vertrieben.

Aus Moskau schien es ratsam zu verschwinden
Die Neue Welt kam ihm gebrechlich vor.
In Hollywood kein Geld, und keine Linden.

Gut, daß er nie den fremden Paß verlor.
In Zürich zog es ihn zum Bahnhof hin.
Daheim empfing ihn ein gemischter Chor.

Man gab ihm, was er brauchte, in Berlin,
Und brauchte schamlos den verlornen Sohn.
Kein Wunder, daß die Rast ihm endlos schien.

Die S-Bahn schlingerte zur Endstation,
Vorbei an Anglern, Kiefern, Polizisten.
In jenem Sommer blühte früh der Mohn.

Im Klub Kaninchenschau, und dann die tristen
Besäufnisse des Erntekomittees.
Am Rathaus hingen schon die Einheitslisten.

War das sein Ziel? Die Wirtin des Cafés –
Mit der war auch nichts Rechtes anzufangen.
Am trüben Ufer des Scharmützel-Sees

Ist die Virginia ihm ausgegangen.