Borges an Nabokow
Wir Spieler auf zu oft verlornem Posten,
wir schieben sachte die Figuren übers Brett,
das sie zu strengen Sprüngen drängt und lädt
auf einem Feld, wo Schwarz und Weiß sich trotzen.
Wo Zwang und Lockung mächtig wirken
auf Figuren wie den Homer’schen Turm,
die stolze Königin umkämpft in stetem Sturm
von Springern, Bauern, die sie würgen.
Wenn wir uns danach vom Tisch entfernen
und die Zeit uns ganz verschlungen hat,
wird das Spiel als Ritus niemals enden.
Als Kampf fand es im Osten erstmals statt
und heute ist die ganze Welt sein Feld.
Unendlich weit – das Brett bleibt aufgestellt.
Nabokows lyrische Replik
Es ist ein eleganter Kampf um vielerlei Figuren,
der König hager, Königin: rühr mich nicht an!
Gewitzte Bauern, Turm rückt träg voran,
Aus Schwarz und Weiß gefügt die Fluren.
Die Spielfiguren wissen nicht, dass wir sie führen,
ihr Schicksal liegt allein in unsrer Hand.
Sie wissen nicht, dass hart wie Diamant
die Regeln über ihre Freiheit triumphieren.
Auch wir Spieler sind der Regeln Knechte,
wie einst Omar sagte – er hat recht:
Schwarze Tage und so viele weiße Nächte
regeln unser Leben auf dem andern Brett.
Gott rückt den Spieler, dieser rückt den Stein,
und hinter Gott ein andrer Gott und alles – sein.