Ilma Rakusa: Verzeih, Gedicht, das Wort illiberal
Verzeih, Gedicht, das Wort illiberal
ein schneller Wicht und unverzagt
dringt ein ist da
wie Politik wie Häuserkampf
wie das Artilleriefeuer der Hamas
poesietauglich zählt nicht
Stille neben Killern
ja
und am Ende das Grab
offen für alle
ich weine um Jerusalem Gaza
(wo bleibt Gottes Hand)
um die Kinder die Dinge
erkaltet
wo eine Mauer stand
gähnt Leere
und die Schattenbäume
wie Desaster
spähen ins Nichts
sie wollten erben
nicht sterben
wollten Weide für ihre Schafe
nicht ewigen Schlaf
Gedicht, du schaffst es nicht
die Welt zu verändern
Gott ist Gott und so weiter
Schaf zählt Schaf
also sich selbst ohne Hirten
ich kann die Toten nicht bewirten
ich singe ich schreie
das klingt wie Verzweiflung
ein Drama über Leichen
illiberal
16. Mai 2021