Ilma Rakusa: Krieg

Postskriptum

Krieg
Ich krieg dich
sagt der Angreifer
ich zwing dich in die Knie
radier dich aus
warte nur
ich siege!
so spricht es sich am Schreibtisch
im Wahn der Macht
weit von jeder Straßenschlacht
Raketen und Beschüssen
im Metroschacht die Menschen
zittern frieren
in monochromer Angst
andere fliehen über Nacht
zu Fuß in Zügen
nur fort von diesen
Panzertieren
Bestien der Grausamkeit
sind das Brudermanieren?
dieser Hass im Großformat?
auf allen vieren nimmt Reißaus
wer kann
aus brennenden Quartieren
nur weg
es gibt kein Netz
und jetzt?
versuch es noch einmal
Menschenströme hinterm Horizont
Frauen Kinder
doch tot die Straßenbahn
die Stadt ein Spuklabor
vorbei Gesang und Gottes Lob
der Wasserhahn ist leer
er tropft nicht mehr
das Zimmer kalt
das Baby alt vor Hunger
Herr Kremlchef mit Ihrer Fresse
hören Sie zu:
die Not ist groß
und ganz konkret
sie kostet Leben!
was soll diese zerbrochne Zeit
so enden Hoffnung und
Empfindsamkeit
und noch die letzte Liebe