Ilma Rakusa: Ich bin im Herbst subtil und schreib in ganzen Sätzen

Ich bin im Herbst subtil und schreib in ganzen Sätzen
von Wehmut Äpfeln hellen Plätzen
im Wind
wir altern so geschwind in Jahren liegen Welten
der Enkel war noch eben klein und spielt jetzt Zelten
das Digitale überspringt die Grenzen
von Anstand Zahl und Zeit
wohin mit uns
in welche Schriften Wetterzonen Ängste
wenn die zugewiesenen Löcher schwärzer werden
und klamm der Geist
ich bin bereit
bereit wozu
zu schauen staunen adorieren
Lamentos bleiben außen vor
es gibt kein Siegen
es gibt Gelingen manchmal in den kleinen Dingen
wenn eine Silbe zu der andern passt als wär es Liebe
und Schweigen eine Wiege wird für Schlaf
ja Schlaf wer hält ihn auf
die Tage werden dunkler dunkler die Moral
da lockt das Land der Träume
sie bilden weiche Säume
statt Klippen grundfatal
und wenn du aufwachst bist du härter
was will ich sein? in welchen Gärten
von Sprache Einsamkeit?
auf einem abgedroschenen Kontinent
der sich vor Viren fürchtet und
Wirren obendrein
kommt Schlaf kommt Rat
ich bin bereit
in ganzen Sätzen scharf zu denken
ich bin noch klein