Ilma Rakusa: Ein Haus wie alte Träume

 

Ein Haus wie alte Träume
Stuck
der Handlauf abgebrochen
die Türen angelehnt, nicht zu
ich trete ein
der Hausherr staunt
die weiß blondierte Tochter auch
woher wohin?
bald grüßen Nachbarn
aufgereiht und stumm
verneigen sich
und gehen
und dann
ergreift der Hausherr meinen Arm
zieht mich hinaus
auf triste Straßen menschenleer
herrscht Krieg in Sofia?
statt einer Antwort Eile
dann plötzlich keine Häuser mehr
nur giftiggrüne Berge Schluchten
und Buden da und dort verstreut
wir rasten
wir kaufen Käsekuchen
der Hausherr streichelt mein Gesicht
das war nicht vorgesehen
was kommt als nächstes:
Limonade, ein Gedicht?
ganz ohne Geld bin ich bereit
für jede Nahrungsquelle

17. Januar 2022