Ich überlasse der Zukunft die Geschichte Apollinaires.
(XLIX)
wohin er
am 3. Juli 1901
das Gedicht »Tierce rime pour votre âme« (Terzinen für deine Seele) schickt.
Am gleichen Tage schreibt Linda einem gemeinsamen Freund, Raymond C., über ihre Beziehung zu Apollinaire:
Glauben Sie mir, seine Liebe ermüdete mich, denn der arme Junge war bedauernswert. Ich möchte es nicht wie die meisten Frauen machen, die sich am Anblick eines armen, in sie verliebten Mannes ergötzen, aber da ich sein Gefühl nicht erwidern kann, wird er leiden… Ich glaube, er ist sehr stolzer Wesensart, er wird leiden, wenn er sieht, daß ich seine Liebe nicht erwidern kann…
Diese beiden Gefühlsäußerungen vom gleichen Tage – an dem Guillaume das geliebte Mädchen dichterisch apostrophiert, indem er es mit einem Kinde vergleicht, das er wiegen möchte, mit einem schlafenden Kloster, einem exquisiten Parfum, einem Kuß, einem blauen See, einer Infantin – bilden beinahe den Ausklang einer Beziehung, in der dem Autor auf seine immer dringlicheren und glühenderen Karten, wie in solchen Fällen üblich – Freundschaft angeboten wird.
Der Dichter schickt dann noch »Epousailles« (Vermählung) nach Cabourgh, aber der „arme Kostro“ wartet vergebens auf einen Widerhall seines Gefühles.
Die Gräfin de Milhau scheint seine Krise zu bemerken und macht ihm ein sehr verlockendes Angebot : Sie besitzt im Rheinland ausgedehnte Güter und beabsichtigt von Paris nach Honnef zu übersiedeln. Apollinaire soll als Hauslehrer mitreisen. Der Angelpunkt für den Dichter ist eine Art Gefühlshomöopathie. Er hatte begonnen, sich für die junge Erzieherin Annie Playden zu interessieren, der die kleine Gabrielle anvertraut ist. Die Flucht vor der alten, gescheiterten, unerwiderten und die Hoffnung auf eine neue Liebe beeinflussen offenbar Apollinaires Entschluß. Die Vicomtesse hatte schon früher ein neues, modernes Verkehrsmittel gekauft – ein Automobil.
Vladimír Diviš: Apollinaire. Chronik eines Dichterlebens. Deutsch von Aleš Krejča, Artia, 1966









