Ich überlasse der Zukunft die Geschichte Apollinaires.
(LXVI)

Im Juli 1902

schreibt Apollinaire an seinen Freund James Onimus, er sei so faul, daß er zwei Monate lang einen Brief des Direktors der Revue Blanche nicht beantwortet habe, daß er die Ratschläge seiner Mutter nicht beherzige, die verlange, er solle Ende des Monats zurückkommen. Er spricht von »Gehirnzersetzung« und klagt: »Ich habe Angst, Hörner aufgesetzt zu bekommen, und bin unglücklich. Tröste mich!«, bittet er seinen Freund. Dieses psychische Klima ist seinem Schaffen gewiß nicht förderlich. Die Nähe der geliebten Frau bildet ein ernstes Hindernis, denn sie facht ständig seine schmerzvolle Liebe neu an, reizt seine Eifersucht, stürzt ihn in Zweifel über den Sinn und Wert seiner schöpferischen Arbeit.

 

Vladimír Diviš: Apollinaire. Chronik eines Dichterlebens. Deutsch von Aleš Krejča, Artia, 1966