H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 3. Juli
Lucie Delarue-Mardrus erzählt die Geschichte der Thérèse Martin von einem überlegten, weltlich-protestantischen Standpunkt aus. Das schmälert nicht, sondern verstärkt noch das überwältigend Ergreifende der Legende. Thérèse war sehr jung, als sie ihre Mutter verlor, sie hielt sich an ihre ältere Schwester. Als Pauline ins Kloster geht, beschließt Therese, ihrer petite mère zu folgen. Sie muß sieben Jahre warten, bis sie 16 ist, bevor sie sich Soeur Agnès oder Mère Agnès de Jésus anschließen darf. Soeur Thérèse de L’Enfant Jésus lebte dort, bis sie 24 war.
Ich hatte kurz vor dem Ersten Weltkrieg von Histoire d’une âme,1 ihrer kurzen Autobiographie, gehört, aber sie interessierte mich nicht weiter. 1925 hörte ich von der Vatikan-Zeremonie der Heiligsprechung von Thérèse Martin. Die Heilige Thérèse hatte eine eigenartige Gabe. Sie würde ihr Leben im Himmel nutzen, hatte sie versprochen, für gute Taten auf der Erde. Sie hatte Tausende von Schützlingen. Im Zweiten Weltkrieg brachte mir eine Freundin (Protestantin) eine kleine Schnur mit 13 Perlen. »Du sagst ein Ehre-sei«, erklärte sie mir, »Ehre-sei-dem-Vater-und-dem-Sohn-und-dem-Heiligen-Geist für jede Perle, acht Tage hintereinander – eine Oktave – meine katholische Schwägerin hat es mir gesagt. Du kannst einem Bettler eine halbe Krone geben oder sie in die Almosenbüchse stecken, aber das ist nicht notwendig. Zusätzlich kannst du eine Rose kaufen und sie auf ihren Altar legen (im Brompton Oratory ist einer). Du erzählst einfach deine Sorgen und Nöte und bittest um Hilfe. Es wirkt.« Die Oktaven – oder waren es Novenen? – wirkten im Krieg Wunder.
Nach dem Krieg habe ich die Perlen lange Zeit nicht angerührt oder abgezählt, aber ich bin auf sie zurückgekommen.
Madame Mardrus sagt, sie sei die einzige von den Tausenden von Verehrern und Schützlingen der Heiligen Thérèse, die nie um irgend etwas gebeten habe.