H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 14. März
»Was meinte Ihr Vater, als er sagte: ›Ich sage nicht, daß diesmal irgend etwas falsch war?‹ Wußte er davon? Wie erfuhr er davon? Sie sagen nicht, wie er davon erfuhr.« »Guter Gott – es ist impliziert – es gab Gerede –.«»Wer redete? Was sagten sie?« »Wie sollte ich das wissen.« »Fragten Sie nicht?« »Nein-nein-nein-nein-.«
»War das ein Quäker-College? War es weit entfernt von Philadelphia?« »Ich glaube nicht, daß es Quäker waren – irgendwo im mittleren Westen – nicht sehr nah –.« »Es muß für Sie sehr schwer gewesen sein in einer solchen Familie. Waren Sie eifersüchtig auf dieses Mädchen, das er gefunden hatte und das in seinem Bett schlief?«
»Wie konnte ich auf jemanden eifersüchtig sein, der in seinem Bett schlief?« »Dann haben Sie also nicht –?« »Erwarten Sie von mir, daß ich in biologische, pathologische Einzelheiten gehe?« »Ja.« »Warum denn?« »Weil es interessant ist und weil ich immer wußte, daß es etwas gibt, das Sie mir nicht erzählen wollen.«
»Waren Sie dabei, als Ihr Vater zu ihm sagte, er solle nicht mehr kommen?« »Ja – aber er sagte, er solle nicht so oft kommen.« »Kam er wieder?« »Ja-nein – halt – mein Halbbruder und meine Schwägerin wohnten in einem Flügel des Hauses. Es war ein großes Haus. Wir trafen uns dort – manchmal im Haus eines Freundes –.« »Erzählen Sie weiter –.«
»Vielleicht das nächste Mal; vielleicht am Montag.« »Ich könnte früher kommen.« »Nein, wir haben die vier Tage vereinbart. Nein, es ist fünf Uhr. Sie werden Ihren Zug verpassen –.« »Ich habe ein Taxi bestellt.« »Trotzdem, es ist fünf Uhr – Sie haben Ihre nächste Stunde…«
Stunde? Er nannte unsere Treffen, unsere Plaudereien Teestunden. Er kommt drei- oder viermal die Woche. Er hat jetzt in Zürich eine eigene Wohnung, wo er seine Analysanden und Patienten empfängt. Vorletzten Sommer ging ich einige Male hin, aber es »passierte« nichts. Erwartete er, erwartete ich, daß etwas »passierte«?
Die Jahre waren unwichtig. Er mochte meine leichten Sommerkleider. Ezra war kein bewußtes Liebes-Symbol. Aber vielleicht lauerte er da, versteckte sich da unter den Jahren. Indem Erich mich jung und glücklich machte, lockte er Ezra hervor.
Wir hockten zusammen in einem Lehnstuhl, als mein Vater uns fand. Ich war »weg«. Ich war nicht da. Ich löste mich. Ich stand auf; Ezra stand neben mir. Angeblich taumelten wir, zitternd. Aber ich glaube es nicht. »Mr. Pound, ich sage nicht, daß irgend etwas falsch war…« Mr. Pound, alles war falsch. Sie werden ein Satyr, ein Luchs, und das Mädchen in Ihren Armen (Dryade nennen Sie sie) ist trotz all ihrer fragilen, noch nicht verlorenen Jungfräulichkeit Maenad, bassarid.1 Gott bewahre uns vor „Canto LXXIX“, einem der Pisaner Cantos.
Warum, Mr. Pound, haben Sie mit Ihrer Magie, Ihrem »Zauberbann von alter Gottheit«,2 die Metamorphose nicht vollendet? Tapp, tapp, tapp…, komm her, mein Luchs. Laß uns hier weggehen. Du erstickst, und ich bin hungrig. Du sprachst irgendwo von Trauben – du warst am Verhungern.