H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 14. April
Warten – welche Nachrichten, welche Briefe, welche Zeitungsausschnitte? Ich glaube nicht, daß ich seine Briefe wirklich aufbewahren wollte. Da war ein dickes, ungeordnetes Bündel, viele waren auf Briefpapier geschrieben, das er auf einer Art Bildungsreise, zu der ihn eine reiche Tante oder alte Freundin der Familie mitgenommen hatte, in den Hotels vorfand. Da gab es ein Gruppenfoto, verkleidete Touristen, ein junger Ezra mit Fez. War das unter den Papieren? Es war, als schriebe er mir von jenen legendären romantischen Orten, Carcassonne, Mont St. Michel. Ich sehe die Abbildungen auf den Briefköpfen. Die Handschrift veränderte sich kaum, sie war wie immer ein Gekritzel oder verhältnismäßig säuberlich auf dem Blatt verteilt wie in dem autografo der Venetian Night Litany1 in der Piccola Antologia, die Mary mir schickte. Ich fragte nicht nach den Briefen, als ich meine Eltern in Genua traf – war es im Herbst 1912? Aber meine Mutter nahm mich beiseite: »Ich denke, du wirst erleichtert sein zu hören, daß dein Vater die alten Briefe verbrannt hat …«
Erich war sehr schockiert. Vielleicht war ich es auch, aber dieser Schock schlummert wie die anderen Poundiana.
Erich mochte mein Fruchtbarkeitssymbol, wie er es nannte, den Kopf, das rotblonde, weizenfarbene (jetzt graugewordene) Haar, Körner oder Samen für die emsigen Ameisen streuend, die auf dem Rasen wimmeln oder sich in der düsteren, unheimlichen Halle des St. Elizabeth’s drängen. Wir warten mit Furcht, aber mit einer neuen Art von Frieden. Darauf kommt es am meisten an. Hülle um Hülle des Selbst scheint abgeschält zu sein. Ich fange an, diesen »seltsamen Mann«, wie ihn die London Times vom 9. April in einem wohlwollenden Sonderbeitrag nennt, zu verstehen. Ich war nicht dafür gerüstet, den jungen Dichter zu verstehen