H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 13. Mai
Norman schreibt: »Du mußt mit den privaten E. P.-Aufzeichnungen fortfahren. Dies ist doch der Augenblick für eine Art Katharsis, das Ordnen und Aufschreiben, das Dich befreien wird. Wichtig ist das Ordnen, nicht die Tatsachen.« Dieser Brief ist voller Neuigkeiten, obwohl Norman nicht direkt von den Pounds gehört hat. Ich weiß nicht, warum ich unruhig bin, mich ganz egoistisch frustriert fühle, als ich von ihren Plänen lese, sich nach Italien einzuschiffen. Ruft es die erste Trennung wieder wach, als Ezra auf einem Viehfrachter (wie ich irgendwo las) nach Venedig fuhr? La Martinelli reist nach Mexiko oder ist im Begriff dazu, allerdings nicht allein. Ich identifiziere mich nicht mehr mit ihr, aber ich würde gern helfen über Norman, der ihre Kunstschätze für sie aufbewahren soll, während sie fort ist. Ich habe keine Sehnsucht nach Aztekentempeln. Wenn ich frustriert und eifersüchtig bin, so weil ich selbst unbeweglich bin, was das Reisen betrifft. Natürlich wird zuviel geklatscht. Wird Ezra nach Rom, Florenz oder Venedig abhauen? Aber er kann nicht, schreibt Norman, »denn schließlich ist er in Dorothys Obhut entlassen.«
Obhut? Ehe? »Genau aus diesem Grund könnte er weglaufen wollen«, sagte Erich. Hatte er von mir weglaufen wollen? Natürlich. Verbarg ich unterdrückte Erinnerungen an diese unendlich ferne fragwürdige »Verlobung«? Hatte er sie mit unbewußter oder sogar bewußter Absicht »gelöst«, war der kleine »Skandal«, der Verlust einer Stelle Absicht? Logisch war das alles unmöglich, das weiß man. Es ist so lange her…, aber die zweischneidige Demütigung durch Freunde und Familie, durch Ezra, wurde sorgfältig getarnt, mit dem Unkraut und Farn der täglichen Pflichten und Notwendigkeiten zugedeckt, und schließlich führte eine Brücke über die Kluft oder den Canyon, wie Norman es nannte, ein kraftvolles Bemühen um künstlerische Vollendung.