H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 12. Mai
»Aufschreiben«, sagt Erich, »heißt, daß Sie alle Ihre Abwehrkräfte gegen Unwahrheiten mobilisieren… Aufschreiben ist eine andere Art von Abwehr…«
Der Chronicle sprach davon, wie Ezra Zeilen und Sätze von griechischen, lateinischen, mittelalterlichen und orientalischen Dichtern sammelt, übernimmt und stiehlt und sich wie eine Elster ein Nest baut. Er stellt jedoch fest, daß der Effekt erstaunlich sei und make it new,1 »Mach es neu«, eine ganze Schar kleinerer Satelliten aktiviert habe. Das erzähle ich Erich, erkläre ihm aber, daß ich das Gefühl habe, daß das eher das Vorgehen eines Phönix ist als das einer Elster. Es duftet. Was schrieb er? Myrrh and olibanum? Weihrauch und Myrrhe? Ich sagte: »Du fängst Feuer oder du fängst kein Feuer.« Da sind die Weihrauchschwaden (fast wahrnehmbar in meinem Zimmer hier) aus der düster-goldenen Höhlentiefe von San Marco und Santa Maria dei Miracoli in Venedig. Das war das Wunder, das Kind an jenem Tag am Bahnhof Stadelhofen, Christo Re, Dio sole. Verbarg, versteckte sich das Kind, das ich mir bis dahin nicht vergegenwärtigt hatte? Es ist das Kind von Séraphîtus-Séraphîta. Mary de Rachwiltz und Ezras Enkel sind in Italien. Meine eigene Tochter und meine Enkel sind in New York. Fühle ich mich ihnen allen gegenüber treulos? Was verberge ich? »Leben Sie wohl, Dave, Sie kommen doch am Weihnachtstag herüber, nicht wahr?« Stehle ich, habe ich gestohlen? Ist mein eigenes Elsternnest eine Futterkrippe?