H. D. (Hilda Doolittle): Das Ende der Qual – 10. März

 

Richard Aldington hatte mir aus Sury-en Vaux in Frankreich den Weekend-Artikel geschickt. Ich sandte ihn zurück und bat dann darum, ihn noch einmal zu bekommen. Ich wollte, daß Erich Heydt ihn las und Bryher und George Plank,1 der für ein paar Tage hier war. Ich hatte zu George gesagt: »Es war das erste Mal, daß ich über Ezra lachte, seit – wie vielen Jahren? Es war das Marmeladenglas oder Erdnußbutterglas mit Tee.« Ich bekam den Artikel wieder, schickte ihn George nach Sussex, er schickte ihn zurück, Joan las ihn. Bryher las ihn. Erich las ihn. Wir hatten alle das Gefühl, daß Ezras Umgebung erbärmlich war. So redete ich über Ezra. Wieder schrieb ich an Richard in Frankreich und fragte, ob ich das Weekend zurückschicken solle. Er schrieb zurück: »Behalte Rattrays Artikel über Ezra unbedingt. Es ist eine so willkommene Abwechslung, wenn von ihm als Mensch berichtet wird und nicht als journalistische Abstraktion oder als politischer ›Fall‹.«
Es ist ein menschlicher Ezra, der Bücher von einem Tisch in May Sinclairs2 Studio auf ein unerreichbares Bord hinaufschleudert, das unter der hohen Dachschräge an der Wand entlanglief »Die Leute drängen sich dir auf«, sagte er, »du kannst diese Bücher nicht runterholen. Du kannst nicht all diesen Leuten Briefe schreiben.« Nachher erklärte er uns: »Es ist ihr Divine Fire. Habt ihr es gelesen?« Nach Ezra war das ein Elritzenschwarm, Dichter von der Art des unterprivilegierten Helden in The Divine Fire. Ich hatte den Roman in Amerika gelesen, bevor ich es mit Frances und ihrer Mutter verließ. Ich hatte nie erwartet, irgend jemanden von diesen berühmten Leuten kennenzulernen. Das Merkwürdige ist, daß Ezra so unglaublich freundlich war zu jedem, von dem er meinte, er hätte auch nur den kleinsten Funken von unterdrücktem Talent. Ich denke immer noch an diese Bücher, schmale Gedichtbände, zum größten Teil Erstlingswerke, könnte ich mir vorstellen. Wahrscheinlich ließ Miss Sinclair einen Hausmeister, einen Fensterputzer oder einen Feuerwehrmann mit einer großen Leiter kommen. Mit ihrer erstaunlichen edwardianischen Höflichkeit würde sie ihre Elritzen nicht vernachlässigen.
Richard und Ezra und ich gingen an jenem Morgen in Kensington spazieren, als Ezra sagte: »Wir schauen bei May rein.« Miss Sinclair öffnete die Wohnungstür. Ihre Queen-Mary-Ponyfrisur war auf Papierlockenwicklern aufgedreht. Ich zog an Richards Ärmel, um ihm zu bedeuten, daß wir nach Hause gehen sollten, aber Ezra hatte das Studio schon betreten. May Sinclair erwähnte ihre frühmorgendliche Erscheinung mit keinem Wort. Sie war, wie Norman Douglas3 einmal sagte, »etwas Seltenes heutzutage, meine Liebe, eine Gentlewoman«.