Ich überlasse der Zukunft die Geschichte Apollinaires.
(X)

1885

Francesco verläßt Angelica, die ihren Taufnamen ändert und sich nun Olga de Kostrowitzki unterschreibt. Ob sie auch späterhin Beziehungen zu ihrem ehemaligen Liebhaber unterhielt, ist nicht genau bekannt. Nur eines ist sicher, er hat nie die Knaben gesehen, obwohl sie, sooft sie nach Rom zurückkehrten, des öfteren mit der Mutter beisammen sind.

In Rom erwirbt Wilhelm einen ersten Ansatz von Bildung. Die Mutter läßt sich nun in Monaco nieder. Marcel Adéma nimmt an, sie sei ein Schützling des älteren Bruders ihres ehemaligen Geliebten gewesen.

Dieser kirchliche Verwalter Monacos, Dom Romarino Flugi, italienischer Generalprior des Benediktinerordens, setzt leicht die Ansiedlung der schönen polnischen Aristokratin durch. Natürlich mußte Monaco sie anziehen mit seinem Kasino und den Spielsälen, wo sich eine Gesellschaft von reichen Leuten konzentriert, aber auch von internationalen Abenteurern und Spielern, die va banque um Ehre und Leben spielen. Das ist das treibende Moment, deshalb wählt Olga Monte Carlo als Aufenthaltsort. Dom Romarino Flugi sorgt auch für die beiden Knaben, obwohl er systematisch Beziehungen zu ihrem wirklichen oder angenommenen Vater verhindert. Auch hier stehen wir vor einem Rätsel, und nicht minder geheimnisvoll ist die Protektion, die Olga bei Monsignore Theuret, Bischof von Monaco genießt, der zur Zeit von Wilhelms Geburt in Rom lebte und nach manchen Literarhistorikern Wilhelms Vater war.

Olga träumt vergebens von schneller Bereicherung in Monaco.

 

Vladimír Diviš: Apollinaire. Chronik eines Dichterlebens. Deutsch von Aleš Krejča, Artia, 1966