Der Hilbig
Der Hilbig ist ein schöner, »schwerfällig bis heiliger« Blauwal, den die Laune einstiger Götter in einem tiefen Bergwerksgewässer ausgesetzt und mit allem begabt hat, was er brauchte, um sich zu den Ozeanen durchzubaggern. Seine Flossen sind mächtige, fein gerasterte Schaufelsiebe, mit denen er sich in der Hitze der Nacht des poetischen Werkes seine Wege öffnet, indem er sich schonungslos durch sämtliche Putre- und Petrifakte der Literatur zu den gold-, silber- und edelsteinhaltigen Adern vorgräbt. Kristalle, Donnerkeile, fossilierte Wesen der subterrestrischen Flora Literarica und ungebrochene Preziosen werden dabei durch den Siebcharakter seiner Grabwerkzeuge festgehalten und schmelzen bei der höllischen Temperatur, die sich dort unten entwickelt, zu kaskadenförmigen Gebilden. Gleichzeitig wird die Wasserfontäne, die aus dem Atemloch des Hilbig schießt, unter dem jeweiligen Gewölbe zu einem Engel kondensiert, der somit immer über ihm bleibt, solange er sich ›schafft‹. Es ist dem Hilbig schon seit Urzeiten gelungen, die Verbindung zu den Ozeanen herzustellen – Dank- und Absage an die Laune der Götter. Seine schönsten Kaskaden sind nie ganz aus einem Guß, sondern aus mehreren Zeit-, Raum- und Traumteilen miteinander verfügt, und weil sie nur an der Oberfläche abkühlen, durchdringt sie an ihren zahlreichen ›Schweißnähten‹ ein das Auge bannendes Leuchten, welches die Buckel, Stachel, Splitter und Stäbe auf ihr dazu bringt, ein regelrechtes Feuerwerk aus Schatten über sein Wirkungsfeld zu werfen.
Andreas Koziol aus Bestiarium Literaricum, Druckhaus Galrev, 1991
Lebenslauf
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Claudia Rusch: How does it feel?
Neue Rundschau, Heft 2, 2008
Christian Eger: Im Abseits arbeiten
Mitteldeutsche Zeitung, 4.6.2007
Sebastian Fasthuber: Wolfgang Hilbig 1941–2007
Der Standard, 4.6.2007
Christoph Schröder: Wie sich das Ich auflöst
Frankfurter Rundschau, 4.6.2007
Uwe Wittstock: Wolfgang Hilbig-Wegweiser ins Unwegsame
uwe-wittstock.de
März, Ursula: Als sie noch jung waren, die Winde
Die Zeit, 14.6.2007
Uwe Kolbe: Eingänge, Zugänge, Abgänge
Michael Buselmeier (Hrsg.): Erinnerungen an Wolfgang Hilbig, Der Wunderhorn Verlag, 2008
Gedenktage
Zum 60. Geburtstag des Autors:
Ralph Rainer Wuthenow: Anwesend!
Die Zeit, 30.8.2001
Helmut Böttiger: Des Zufalls schiere Ungestalt. Gespräch
Der Tagesspiegel, 31.8.2001
Welf Grombacher: Ein Jongleur der Elemente
Rheinische Post, 31.8.2001
Horst Haase: Weisheit eines Geplagten
Neues Deutschland, 31.8.2001
Richard Kämmerlings: Geschichte und Geruchssinn
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.8.2001
Zum 65. Geburtstag des Autors:
Gunnar Decker: Der grüne Fasan
Neues Deutschland, 31.8.2006
Christian Eger: Der Mann, der aus der Fremde kam
Mitteldeutsche Zeitung, 31.8.2006
Zum 70. Geburtstag des Autors:
Jayne-Ann Igel: Das Dunkle oder Die Vordringlichkeit von Tatsachen
der Freitag, 31.8.2011
Ralph Grüneberger: Heute vor 70 Jahren wurde Wolfgang Hilbig geboren
Dresdner Neueste Nachrichten, 31.8.2011
Zum 1. Todestag des Autors:
Hans-Dieter Schütt: „Vom Grenzenlosen eingeschneit“.
Neues Deutschland, 2.6.2008
Zum 75. Geburtstag des Autors:
Jörg Schieke: eisiger regen fressende kälte
MDR, 30.8.2016
Christian Eger: Schriftsteller Wolfgang Hilbig „In Deutschland gibt es keine Dichter mehr“
Mitteldeutsche Zeitung, 1.9.2016
Beulenspiegels literarische Irrf-Fahrt 4: Wolfgang Hilbig zum 75. Geburtstag
machdeinradio.de, 2.9.2016
Wilhelm Bartsch: Am Ereignishorizont von Wolfgang Hilbig
Ostragehege, Heft 87, 5.3.2018
Zum 1o. Todestag des Autors:
Clemens Meyer: „Diese Sprache schneidet mich regelrecht auf!“
MDR, 2.6.2017
Zum 80. Geburtstag des Autors:
Internationales Wolfgang-Hilbig-Jahr 2021/22
Eberhard Geisler: 80. Geburtstag von Wolfgang Hilbig – Paul Celans Bruder
Frankfurter Rundschau, 30.8.2021
Nils Beintker: Einer, der sich nicht duckte: Wolfgang Hilbig
Br24, 30.8.2021
Karsten Krampitz: Als einer den Wessis von der DDR erzählte
der Freitag, 31.8.2021
Wilhelm Bartsch: Warum die Dichtkunst von Wolfgang Hilbig wesentlich für das Werk von Wilhelm Bartsch war
mdr Kultur, 31.8.2021
Ralf Julke: Die Folgen einer Stauseelesung: Am 31. August wird die Gedenktafel für Wolfgang Hilbig enthüllt
Leipziger Zeitung, 29.8.2021
Cornelia Geißler: 80 Jahre Wolfgang Hilbig: Botschaften über die Zeiten hinweg
Berliner Zeitung, 31.8.2021
Cornelia Geißler: Hilbigs Flaschen im Keller und die Schrift an der Wand
Berliner Zeitung, 2.9.2021
Frank Wilhelm: Ein unbeugsamer Poet ließ sich nicht verbiegen in der DDR
Nordkurier, 1.9.2021
Constance Timm: Versprengte nacht – Wolfgang Hilbig zum 80. Geburtstag
MYTHO-Blog, 31.8.2021
Helmut Böttiger: Giftige Buchstaben, brütendes Moor
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2021