Der Bär flattert in nordwestlicher Richtung.
Uve Schmidt ist am 20. Mai 2021 gestorben. Das teilte mir eben Ursula Tschirch, die langjährige Lebensgefährtin mit.
Uve Schmidt wurde 1939 in Wittenberg geboren, als fünfzehnjähriger Oberschüler floh er in den Westen und begann nach dem Gymnasium ein Studium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. Von 1959 bis 1963 war er Hospitant bei dem Verleger Victor Otto Stomps in Stierstadt. 1963 lehnte er ein Villa-Massimo-Stipendium ab. Ab 1967 lebte Schmidt in Frankfurt am Main, dort lernte er Jörg Schröder kennen, die beiden wurden Freunde und erlebten einige Abenteuer, die man in Siegfried nachlesen kann.
Bei MÄRZ war er als Ideenlieferant angestellt und schrieb auch erotische Bücher unter Pseudonym. 1978 erschien im März Verlag sein Buch Ende einer Ehe. Das Tagebuch über die Zeit der Trennung von seiner ersten Frau war ein großer Erfolg und erschien in zahlreichen Auflagen.
Uve Schmidt war ein vielseitiger Dichter und Schriftsteller, neben seinen zahlreichen lyrischen und epischen Publikationen, Hörspielen, Drehbüchern und Nachdichtungen arbeitete er für den März Verlag, in der Werbung, für den Kunstbetrieb und die Presse. 1982 gründete er mit Claudia Gehrke Mein heimliches Auge. Seit 2004 erschienen in Glanz & Elend seine Kolumnen Volk ohne Traum, später das Kalenderblatt.
Uve Schmidt war ein pointierter Redner, in der Spieldokumentation Die MÄRZ-Akte (Grimme-Preis) erzählte er über seine Arbeit im Verlag, stand mit grünem Filzhut und einem Bierglas vor der Kamera und sprach vom »März-Schutt – so ein Schutt wie in Pompeji, ein schöner Schutt, ein positiver Schutt, ein lehrreicher Schutt…«
Uve Schmidt wurde 81 Jahre alt. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt – wie es in diesen Zeiten üblich ist.
Wir werden ihn vermissen.
BK, taz, 24.5.2021