Der große Brasch

Der große Brasch

Der große Brasch ist ein Steinleu mit brechtigem Biß und quastigem Aug. Er hat in den rostigen Siebzigern des Jahrhunderts das Dieb-Stahl-starre Realitäts-Kabinett der landesüblichen Dichtung durchbrochen und sich mit gewaltigem Wirklichkeitshunger den ehrlicheren und vom Komm-Erz-Haltigkeit unverprellten Steinen zugewandt. Eck- und Schlußsteine, die er verputzte, brach er gleich wieder heraus, und zwar gedicht- und lehrstückweise. Daß damals nicht schon alles zusammenstürzte, lag wie wir heute ahnen, an der sogenannten »statischen Schläue« (Architektenjarg., zielt auf Baufälliges, das allen Berechnungen zuwider einfach nicht einfällt.) des sozialistischen Überbau-Systems. Und der Brasch war damals klüger als diese statische Schläue. Er ging und überließ das Warten den Wärtern. (Man hätte unter dem weiland Himmel ebensogut aus dem Berliner Fernsehturm einen Ziehbrunnen machen können – es wäre alles beim Alten geblieben.) Dennoch hat der Brasch so manchen jener berühmten Steine, der nicht ins Rollen kommen wollte, mindestens? zum Grollen gebracht, auch wenn aus diesen dann lediglich das parabolisch gekrümmte Siegel grollte, welches der Brasch in sie schlug. (… Sein Ziel hieß das Veränderbare, seine Muse die Verlassenheit; seine Schritte rändern die Verlassenheit des Veränderbaren.)

Andreas Koziol aus Bestiarium Literaricum, Druckhaus Galrev, 1991

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Trauerrede von Fritz J. Raddatz am 21.11.2001 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Gedenktage

Zum 60. Geburtstag des Autors:

 

 

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Hans-Dieter Schütt: Zu den Partisanen! Die es nicht gibt
neues deutschland, 19.2.2015

 

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Katrin Wenzel: Thomas Brasch: Ein Störenfried in Ost und West
mdr KULTUR, 19.2.2020

Nikolai E. Bersarin: Thomas Brasch zum 75. Geburtstag – Die Utopie des Augenblicks
bersarin.wordpress.com, 19.2.2020

 

Zum 20. Todestag des Autors:

Kai Pohl: Nur lange Fragen
junge Welt, 3.11.2021

Erik Zielke: Dankbar für die Widersprüche
nd, 2.11.2021

Joachim Dicks: Thomas Brasch – ein Schriftsteller im Niemandsland
ndr.de, 3.11.2021 

Johanna Adorján Interview mit Marion Brasch – „Eine Fantasie über einen Mann, der mein Bruder war“
Süddeutsche Zeitung, 11.11.2021

Carolin Würfel Interview mit Lena Brasch – „Er hat die DDR gehasst und geliebt“
Die Zeit, 10.11.2021

 

Schriftsteller Thomas Brasch – eine noch immer gegenwärtige Stimme – Gespräch mit Marion Brasch

 

Johannes Nichelmann und Christine Watty: Bleiben, wo ich nie gewesen bin: Wer war Thomas Brasch?