Schollenpiontek,

Schollenpiontek,

der (Krumenkönig, Knurz, Rührmichnichtan, Eigentliche), ausdauernd regelmäßig. Familie der Preziosen. Heilkraut.

Der Stengel am Grunde kriechend, schlägt Wurzeln nur in festem Erdreich, richtet sich dann auf und kann denkmalgroß werden. Die Blätter haben die Form von zerfransten Poesiealbumblättern. Die langen feinhaarigen Blütenstiele tragen eine glockenförmige gelbe Blüte, die die Bienen sehr eindringlich zur Honigandacht herbeiläuten.

Der Schollenpiontek gedeiht im Einfachen und im Stillen. Er ist sehr genügsam und faßt schon in den kleinsten Ackerschollen Wurzel. Ganze Landschaften bekränzt er mit seinem Gelb und gibt dem Wanderer das Gefühl, im Eigentlichen zu sein. Vor Gewittern und Kritikern schließt er seine Blüten und öffnet sie nur vor unentwegten Interpretationsseancen. Kaninchen fressen die Pflanze gern, anderes Vieh läßt sie unberührt stehen.
Der Schollenpiontek ist seit alters her ein geschätztes Blutreinigungsmittel. Pfarrer Kneipp wurde nicht müde, seine Vorzüge zu preisen. »Das putzige Pflänzchen, das etwas von einem Heiligenbildchen hat, vertreibt alles, was den Körper beschwert und macht ihn zu einem leicht handlichen Werkzeug des einfachen Lebens.« Zur Verwendung kommt das kurz vor der Blüte geschnittene Kraut, das sehr erdig schmeckt. Günter Blöcker nennt die Pflanze in seinem Buch ›Mit Sense und Sichel‹ den Theriak des Durchschnitts. Sie mache einen klaren Blick und beschränke den Horizont auf das Notwendigste.

Fritz Schönborn aus Deutsche Dichterflora, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1983

Lebenslauf

Fakten und Vermutungen zum Autor + KLG +

Archiv 1 & 2Internet Archive + Kalliope +

DAS&D + Georg-Büchner-Preis 1 & 2

Nachrufe

Harald Hartung: Keine Bürgen für einen besseren Tag
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2003
Auch in: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Jahrbuch 2003, Wallstein Verlag, 2004

Kristina Maidt-Zinke: Die Kälte der Mitwelt
Süddeutsche Zeitung, 29.10.2003

Neu: Gedichte der Gegenwart
Stuttgarter Zeitung, 29.10.2003

Peter Härtling: Adieu, Piontek
Die Zeit, 30.10.2003

Peter Dittmar: Ich lernte, dass man vor seinem Gedächtnis nie sicher ist
Die Welt, 29.10.2003

Gedenktage

Zum 60. Geburtstag des Autors:

Alexander von Bormann: Amsel und Vollmond
Die Zeit, 29.11.1985

Zum 65. Geburtstag des Autors:

Manfred Moschner: Das Gedicht ist ein Fernrohr
Rheinischer Merkur / Christ und Welt, 9.11.1990

Curt Hohoff: Wenn die Schönheit zur Partisanin wird
Die Welt, 10.11.1990

Peter Mohr: Zu Lebzeiten ein Klassiker
General-Anzeiger, Bonn, 15.11.1990

Wolfgang Schirmacher: Der Einzelgänger
Rheinische Post, 15.11.1990

Thomas Cornelius Becker: Die Schönheit der Stille
der literat, Heft 3, 1991

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Wolfgang Ignée: Siegen in der Niederlage
Stuttgarter Zeitung, 15.11.1995

Eckart Klessmann: Stunde der Überlebenden
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.1995

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Ludwig Steinherr: „Das All nur eine schmale Tür“
Stimmen der Zeit, Heft 11, 2000

Peter Mohr: Überzeugter Traditionalist: Heinz Piontek wird 75
General-Anzeiger, 15.11.2000

Dietz-Rüdiger Moser / Marianne Sammer (Hrsg.): Heinz Piontek zum 75. Geburtstag
Sonderausgabe Literatur in Bayern, 2000