Der Czechowski

Der Czechowski

Der Czechowski ist ein Webervogel. Er baut aus diversen Nebenzweigen der Geschichtsschreibung und den verdrängten Enden der langen Leitung des Weltgeistes (Waldgeistes) luftige und ausführliche Gebilde von luzider Instruktivität. Als Verbindungsmittel der einzelnen Teile bevorzugt er die Schleife. Man könnte sagen, was dem Endler der Haken, ist dem Czechowski die Schleife. Der Czechowski ist weit herumgekommen und hat meistens wesentlich mehr oder anderes mitgebracht als den ›eigenen verlorenen Hosenknopf‹. Seine Konstrukte ähneln insofern den Nestern von gestern, als sie aus den Bruch- und Ramschteilen vollendeter Tatsachen gefügt sind. Aber wie jeder vernünftige Vogel baut der Czechowski seine Schlupfwinkel, damit aus ihnen neues Leben kommen kann. Solchem nun kommt die nicht einer selbstgewissen Anmut entbehrende Großzügigkeit der Gehäuse entgegen, wann immer sie sich, mit und ohne Tradition, an den eigenen Konturen bricht. Und das ist oft. Bleibt noch anzufügen, daß der Czechowski sich regelmäßig in philosophischer Hinsicht mausert und in den betreffenden Perioden wenig Unterschied zwischen jungen und alten Federn macht. [Im Unterschied zu jenen Vögeln seiner Generation (Namen a.a.O.), die sich nur einmal gemausert haben und seither so tun, als würden sie dem Waldgeist (Weltgeist) oder jener ihnen persönlich die Feder führen.]

Andreas Koziol aus Bestiarium Literaricum, Druckhaus Galrev, 1991

Lebenslauf

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Gedenktag

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Jens Bisky: Vom Nichts begleitet
Süddeutsche Zeitung, 7.2.2005

Beatrix Langner: Schreiben im eigenen Schatten
Neue Zürcher Zeitung, 7.2.2005

Hans-Dieter Schütt: Rückwende
Neues Deutschland, 7.2.2005