Der Heinermüller

Der Heinermüller

Der Heinermüller ist aus dem Holz jener Schamanen geschnitzt, die auf den ›Brettern, die die Welt bedeuten‹ die Aschen der Visionen säen. Bitternis und Trauer haben ihm einst schmerzbetäubende Flügel verliehen, von denen ihm aber der Rechte immer wieder unter die Räder des Weltgeschehens gerät, woraufhin er immer wieder mit dem Linken in ›Richtung Deutschland‹ abwinkt. Was ganz natürlich einen Wind erzeugt, der die Aschen immer wieder zu den Horizonten des Bühnen- wie Weltbilds ernporjagt. So furios diese Geste auch ist, liegt ihr doch auch immer wieder eine bescheidene Bitte an die Deutschen zugrunde, endlich und in erster Linie vor den eigenen Türen zu kehren. Dennoch zieht der Heinermüller die Drastik der Mystik vor, und so hat er zum Beispiel die Kunst des Kalauers zu einem marginal bis magischen Werkzeug geschliffen, sie in hauptsächlich europäischen ›Blutbadgeschichten‹ gehärtet und seinen Akteuren an das eigens dafür eingehämmerte Herz gelegt. Die Muse der Dramatik hat im Heinermüller so etwas ähnliches wie einen »Maschinisten ihrer ersten Wunde«, nämlich, aus Erinnerung geboren zu sein. Wir kennen uns in Utopien nicht genügend aus, um den Betrieb dieser Maschine befriedigend erörtern zu können, wissen aber vom Hörensagen, daß sie in der Regie des Heinermüller perfekt funktionieren soll. (Jede Sache übrigens, die sich ›leibhaftig gut anläßt‹, wäre ohne einen Pferdefuß vielleicht bloß eine »amputierte Teufelei«. Dem Heinermüller ist in dieser Hinsicht zugute zu halten, daß er den Pferdefuß an seiner Sache, und zwar das Theater am Theater im Theater, nicht verschweigt, sondern ihn sogar dem Publikum ab und zu zu beißen gibt.)

Andreas Koziol aus Bestiarium Literaricum, Druckhaus Galrev, 1991

Lebenslauf

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Jürgen Kuttners Müller-Sprechfunksendung vom 16.1.1996 in der richtigen Reihenfolge und eher ohne Lücken…

Thomas Assheuer: Der böse Engel
Frankfurter Rundschau, 2.1.1996

Lothar Schmidt-Mühlisch: Meine Gedanken sind Wunden in meinem Gehirn. Vom Irrglauben der Revolution zur sprachgewaltigen Weltverachtung: Zum Tode des Dramatikers und Theaterregisseurs Heiner Müller
Die Welt, 2.1.1996

Gerhard Stadelmeier: Orpheus an verkommenen Ufern. Unter deutschen Irrtrümmern. Zum Tode des Dramatikers Heiner Müller
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.1.1996

C. Bernd Sucher: Zur Weltliteratur gezwungen.
Süddeutsche Zeitung, 2.1.1996

Jürgen Busche: Mit ihm war kein Staat zu machen. Zum Tod von Heiner Müller
Wochenpost, 4.1.1996

Fritz-Jochen Kopka: Ein Kern, der unberührt blieb
Wochenpost, 4.1.1996

Hansgünther Heyme: Reflexe aus westlicher Ferne Eine Hommage an Heiner Müller
Süddeutsche Zeitung, 9.1.1996

Birgit Lahann: Nun weiß ich, wo mein Tod wohnt
Stern, 11.1.1996

Gisela Sonnenburg: Oberlehrer und Visionär. Heiner Müller verstarb
DLZ 11.1.1996

Martin Wuttke: In zerstörter Landschaft. Meine Erinnerungen an Heiner Müller
Süddeutsche Zeitung, 16.1.1996

Stephan Hermlin: Zum Abschied von Heiner Müller. Rede zur Totenfeier für Heiner Müller im Berliner Ensemble am 16. Januar 1996
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.1.1996

Friedrich Dieckmann: Trauersache Geheimes Deutschland. Wanderer über viele Bühnen im zerrissenen Zentrum: Totenfeier für Heiner Müller in Berlin
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.1.1996

Hans Mayer: Der Hund, der mir ein Stück Brot hinwarf
SoirÈe, 
S2 Kultur, 27.4.1996

Uwe Wittstock: „Ich bin ein Neger“
Neue Rundschau, Heft 2, 1996

Frank Hörnigk u.a. (Hg.): Ich wer ist das/Im Regen aus Vogelkot Im/KALKFELL/für HEINER MÜLLER. Arbeitsbuch
Theater der Zeit, 1996

Michael Kluth:Apokalypse mit Zigarre. Der Dramatiker Heiner Müller
SFB/NDR/ORB/DW, 1996

Jürgen Flimm: Zwischen den Welten
Theater heute, Heft 2, 1996

Thomas Langhoff: Der rote Riese.
Theater heute, Heft 2, 1996

Günther Rühle: Am Abgrund des Jahrhunderts. Über Heiner Müller – sein Leben und Werk
Theater heute, Heft 2, 1996

Gedenktage

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Christine Richard: 75 Jahre Heiner Müller: Dichtung & Drugs
Basler Zeitung, 8.1.2004

Gunnar Decker: Das Messer im Herz der vertrauten Lüge
Neues Deutschland, 9.1.2004

Ulrich Seidler: Im Besitz der Dichtung
Berliner Zeitung, 9.1.2004

Rüdiger Schaper: Die Explosion der Bilder
Der Tagesspiegel, Berlin, 9.1.2004

Michael Bienert: Manschetten sind keine Sprengsätze
Stuttgarter Zeitung, 12.1.2004

B.K. Tragelehn: Heiner Müller 75
neue deutsche literatur, Heft 553, Januar/Februar 2004

Zum 10. Todestag des Autors:

Jörg Sundermeier: Stumme Worte
die tageszeitung, 30.12.2005

Arno Widmann: Ein Freigänger beider Systeme
Berliner Zeitung, 31.12.2005/1.1.2006

Frauke Meyer-Gosau: Das Denkmal weiß nichts von Geschichte
Literaturen, Heft 1/2, 2006

Jörg-Michael Koerbl: Das Paradoxon vom Dichter
Abwärts!, Nr. 46/47, Januar 2023

Zum 80. Geburtstag des Autors:

Hans-Dieter Schütt: Auf der Gegenschräge die Toten
Neues Deutschland, 8.1.2009

Jens Bisky: Deine Braut heißt Rom.
Süddeutsche Zeitung, 9.1.2009

Matthias Heine: Nicht so tot, wie viele glauben
Die Welt, 9.1.2009

Peter Laudenbach: Das Orakel spricht
Der Tagesspiegel, Berlin, 9.1.2009

Ronald Pohl: Bonmots und Schamottöfen
Der Standard, Wien, 9.1.2009

Stephan Schlak: Neue Gespenster am toten Mann
die tageszeitung, 9.1.2009

Zum 20. Todestag des Autor:

Peter von Becker: Das Licht der Finsternis
Der Tagesspiegel, 29.12.2015

Alexander Kluge: Was hätte er in dieser Zeit geschrieben
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.12.2015

Peter Jungblut: Heiner Müller zum 20. Todestag
Bayerischer Rundfunk, 30.12.2015

Heiner Müller – Weltautor mit DDR-Prägung
MDR, 30.12.2015

Wolfgang Müller: Wie aus Reimund Heiner wurde
Deutschlandradio Kultur, 30.12.2015

Tom Schulz: Dramatiker des Aufstands
Neue Zürcher Zeitung, 1.1.2016

Zum 90. Geburtstag des Autors:

Thomas Hartmann: Heiner Müller – ein Getriebener des „Erfahrungsdrucks“
mdr.de, 9.1.2019

Hans-Dieter Schütt: Dunkel, das uns blendet
neues deutschland, 8.1.2019

Mathias Broeckers: Heiner Müller, die Zigarren und die taz
blog.taz.de, 8.1.2019

Ulf Heise: Stern im Sinkflug
Freie Presse, 8.1.2019

Ronald Pohl: Warum der Dramatiker Heiner Müller in der Epoche der Likes und Emojis fehlt
Der Standart, 9.1.2019

Günther Heeg, Kristin Schulz, Thomas Irmer, Stefan Kanis: „Ich glaube an Konflikt. Sonst glaube ich an nichts.“
mdr, 8.1.2019

Thomas Irmer: Wer war Heiner Müller und was bedeutet er heute?
mdr, 9.1.2019

Peter von Becker: Protagonist der Zukunft
Der Tagesspiegel, 21.2.2019

Alexander Kluge: Heiner Müller zum 90. Geburtstag
Volltext, Heft 4, 2018

Zum 25. Todestag des Autors:

Steffen Georgi: „Der Tod ist das einfache…“
mdr KULTUR, 30.12.2020

Carl Hegemann: Er hatte wohl leider recht, der Prophet Heiner Müller
Berliner Zeitung, 30.12.2020

Matthias Reichert: Heiner Müllers Eltern im Reutlinger Exil
Schwäbisches Tagblatt, 30.12.2020

Cornelia Ueding: Arbeiter im Steinbruch der Literatur
Deutschlandfunk, 30.12.2020

Ronald Pohl: Der rote Landschaftsplaner: Heiner Müllers ökologischer Auftrag
Der Standart, 30.12.2020

Joachim Göres: Andenken zum 25. Todestag von Heiner Müller ist umstritten
MOZ, 23.12.2020

Peter Mohr: Zwischen Rebellion und Tradition
titel-kulturmagazin.net, 30.12.2020

Achim Engelberg: Gestern & Heute: Der planetarische Klassiker Heiner Müller
piqd.de, 30.12.2020