Jandldadei,

Jandldadei,

das (Stotterwurz, Kicherkraut, Wiesenalphabet, Schaumlippe) einjährig. Familie der Logomythen. Giftig.

Die knallgelben Blüten dicht über dem Boden. Kurz gestielt. Blätter in Buchstabenform, jedoch ohne das Ypsilon, sehr glatt; Bienen rutschen auf ihnen aus. Die Pflanze erstrebt weder Höhe noch Tiefe und breitet sich über die Fehlstellen des Bodens aus.

Kleingärtner benutzen das Jandldadei als Fußangeln und Schullehrer als abschreckendes Beispiel. Es wächst auf festgetretenen und festgefahrenen Gemeinplätzen, im österreichischen Schmäh, im Wörterbuchkompost, in der Lautmalerei der Sprachlosigkeit sowie in ungewaschenen Ohren. Das Gift des Jandldadeis ist ein stark reizendes ätherisches Öl, das auf der Zunge pfefferartig scharf schmeckt, beim Herunterschlucken jedoch genau so wie das Heraufgeschluckte. Es führt zu schweren Sprachstörungen wie: Lallen, Stottern, Wortverdoppelungen, Wortsalat, Blahblah und Lippenexplosionen. Eine heilende Wirkung glaubt Franz Mon festzustellen. Er schreibt in seinem Text ›grasgeräusche‹ (in: IBM – mitteilungen, sektion ›lingua nova‹ S. 423–444 ½): »Die entsprachung durch das Jandldadei schafft ein semantisches schweigen. Es markiert die stille vor dem sturm.«
Pfarrer Kneipp warnt vor dem Jandldadei. »Es führt zu GOTTlosen Reden, spitzt die Zunge bis zur Häresie und hat schon so manche Jungfrau um ihr unmißverständliches Nein gebracht.« Marcel Reich-Ranicki dagegen bemerkt in seiner ›Frankfurter Blütenlese‹ (1319. Folge): »Die Vergiftung durch das Gift des Jandldadeis scheint mir eher schlichter Natur zu sein: sie ist der Bierlaune verwandt und kann vor allem für die Zuhörer höchst amüsant sein. Auf die Dauer macht es jedoch nur seiner Harmlosigkeit Ehre.«

Fritz Schönborn aus Deutsche Dichterflora, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1983

Lebenslauf

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Nachrufe

Der Spiegel ✝ Süddeutsche Zeitung ✝ Die Welt ✝ Die Zeit ✝ der Freitag ✝ Der StandartSchreibheft ✝ graswurzelrevolution

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Neue Zürcher Zeitung, 13.6.2000

Martin Halter: Der Lyriker als Popstar
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Bettina Steiner: Him hanfang war das Wort
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Jan Kuhlbrodt: Von der Anwesenheit
signaturen-magazin.de

Gedenktage

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Karl Riha: „als ich anderschdehn mange lanquidsch“
neue deutsche literatur, Heft 502, Juli/August 1995

Zum 20. Todestag des Autors:

Gedanken für den Tag: Cornelius Hell über Ernst Jandl
ORF, 3.6.2020

Markus Fischer: „werch ein illtum!“
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