Erinnerungen an Erich Arendt zum 100. Geburtstag am 15.4.2003
Frühe Aufnahmen zeigen Erich Arendt im Anzug. Über dem weißen Hemd trägt er eine dunkle, stattliche Fliege. Mir ist er so nie begegnet und die Photographien widersprechen meinem Vorstellungsbild dermaßen, daß sie wie eine Maskerade erscheinen.
Ich sehe Erich Arendt vor mir: Im unvermeidlichen Jeans-Anzug, den er sommers wie winters trug, oder im hellen Pullover, der mit seinem gänzlich weiß gewordenen, noch im Alter vollen Haar harmonierte. Er wählte die Embleme der Jugend nicht, zu scheinen, was er einst war, vielmehr erschloß er sich innerlich eine Jugend, von der ich nicht sagen kann, ob er sie erworben oder von Geburt an besessen hatte.
Wir anderen treten aus der Zeit des Überschwangs in ein erwartungsskeptisches Alter und lernen bedeutsame Überraschungen zu fürchten, weil sie den einmal gefundenen, durchaus schöpferischen Lebensrhythmus gefährden. Neugierde und Sehnsucht weisen wir ins Fremdenzimmer und erwarten, daß sie sich wie Gäste und nicht wie Quartierherren benehmen. Erich Arendt hingegen, Form wie Freiheit im gleichen Maße zugetan, nahm den Abgrund zwischen beiden nicht wahr und schritt unbekümmert darüber. Er folgte keinem Lebensplan. Doch dem Augenblick, den er sehr liebte, erlaubte er nicht, den kommenden Tag zu beherrschen. Trotz seines wachen ästhetischen Interesses am Chaos war er kein Anarchist. Stärker, als ihm bewußt wurde, prägte ihn ein Lebensstil, der ihm als Erbschaft unterschiedlicher Begegnungen, Erfahrungen und Situationen zugefallen war; aber er ließ sich von ihm nicht tyrannisieren.
Äußerlich alterte er, zuletzt in erschreckendem Maße, und am Ende verlor er seinen Erinnerungswillen. Aber immer folgte er einem jugendlichen, ihm natürlichen Lebensgefühl. Von seiner Kindheit und Jugend hat er selten und erstaunlich wenig erzählt. Leben und Realität waren ihm wertvoll als Gegenwart, als Vergangenheit bedeutungslos. Er war ein verläßlicher Freund – für die Lebenden, jedoch nicht für die Toten.
Bevor ich ihn das erste Mal aufsuchte, schickte er mir seine Ägäis mit einer Widmung und guten Wünschen für das neue Jahr 1968. Dieses für ihn entscheidende Buch stand am Beginn unserer Bekanntschaft und späteren Freundschaft: Im siebenten Lebensjahrzehnt hatte er eine eigene unverwechselbare Sprache gefunden und sein Spätwerk begonnen, das an Umfang und Rang das bisher Geschriebene übertreffen sollte.
Etwas, das man Ruhm nennen könnte, hüllte ihn in die Aura des großen alten Mannes; doch es war mehr als Ruhm und zugleich war es weniger. In Huchels Wilhelmshorster Haus ziehend, übernahm er, ohne den eigenen Kreis aufzugeben, zugleich dessen Erbe. Er verwaltete es auf die einzige Art, die jenem angemessen war: Indem er sich nicht darum kümmerte und es fortwirken ließ, wie es wollte. Arendt wurde zum Symbol wie vor ihm Peter Huchel. Während die Kulturgenossen Agitprop-Lyrik und Trivialität verklärten und poetische Eigenständigkeit als dekadent und formalistisch verdammten, schrieb er unbeirrt Verse, die der exkommunizierten spätrussischen und westlichen Moderne verpflichtet waren. Mit der Tradition abendländischer Dichtung vertraut, lächelte er, wenn man ihn einen Manieristen nannte:
Welche Ehre! Auch Góngora war ein Manierist.
Auch wenn der Dichter Arendt erst im Umkreis der Ägäis zu sich selbst fand, wäre es abwegig, über den Menschen Arendt zu sagen:
Verfehlte Jugend ist ein Schmerz
Und einer ew’gen Sehnsucht Hort,
oder seine Reisefreude, die zuweilen einer Reisegier glich, aus den Versen zu deuten:
Zu wandern ist das Herz verdammt,
das seinen Jugendtag versäumt.
Da war nichts Versäumtes, kein verklärender, kein bedauernder Rückblick, kein Wunsch, einen anderen Lebensweg gewählt zu haben.
Erschreckend selten habe ich damals Arendts Schicksal bedacht, wie er, durch die Nationalsozialisten aus dem vertrauten Kreis vertrieben, mehr als ein Jahrzehnt im fremden Sprachraum in dürftigsten Umständen verbringen mußte und um wesentliche Jahre beraubt wurde. Wenn er zurückdachte, dann mit größter Heiterkeit: Nur die komischen, die grotesken Begebenheiten hielt er für erzählenswert.
Dennoch war es selbstverständlich, mit ihm, der zeitlebens die politischen Konstellationen aufmerksam verfolgte, über die jüngste Historie und ihre Nachwirkungen zu reden. Geschichte besaß über ihn keine Macht. Er glaubte nicht an Gespenster. Er folgte Trieb wie Willen zu schattenloser Gegenwart. Er lebte, er genoß sie und verstand es, sie mit Ingredenzien von Überlieferung und Erwartung zu würzen. In seiner vorzüglichen Bibliothek behielten zeitgenössische Autoren die Oberhand. Wer Rang oder Ansehen in der bildenden Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts besaß, war dort vertreten, wenn auch nicht mit seinem gesamten Œuvre. Das systematische Sammeln und mühvolle Erkunden lag Arendt ebensowenig wie die religiös-verehrende Hinwendung zu einem einzigen Autor. Er liebte die Weite, den großen Zug mehr als das liebevolle Detail. Dem glücklichen Abenteurer, der auf einen Goldklumpen stieß, wandte er mehr Sympathie zu als dem durch Jahre mühsamer Arbeit Reichtum gewinnenden Goldwäscher. Zwar standen in den Regalen auch Meister vergangener Epochen, doch führten sie ein Schattendasein. Sie waren geduldet, vielleicht auch berufen, aber keineswegs auserwählt.
Folgte ich allein der Erinnerung, so müßte ich sagen, wir hätten, wiewohl durch einen Altersunterschied von vier Jahrzehnten getrennt, bereits bei unserer zweiten Begegnung das Du getauscht. Denn Erich Arendt, frei von jener Distanz, die eine Frucht von Enttäuschung und Mißtrauen, Erfahrung wie erstarrender Formen ist, kam jedem, der ihm wert war, aufs Herzlichste und wie ein Gleichaltriger entgegen. In Wahrheit lagen Jahre zwischen dem Du und unserer ersten Begegnung.
Auf meinen Dank für die Ägäis schrieb er am 6. November 1968:
Immer fürchte ich, bei dem Wettrennen zwischen Ihrem angekündigten Kommen (auf dieses freue ich mich sehr) und meiner Antwort auf Ihren lieben Brief würden Sie gewinnen. Ich bin doch ein gänzlich saumseliger Briefschreiber… Zu ihren letzten Gedichten möchte ich doch meinen, daß sie Äußerungen und Gestaltungen, wenn auch abstraktere, doch unmittelbare sind. Echt. Und was will man denn noch? Läßt man doch Valéry gelten wie Apollinaire, und Jouve oder Michaux sind, zeitbedingt, abstrakte Dichter! Machen Sie sich doch keine Sorge… Sehen Sie schon die Möglichkeit, nach Berlin zu kommen? Sie kommen sicher ,motorisiert‘, wie P. H. (Peter Huchel U. G.) stets erzählte. Teilen Sie es mir bitte rechtzeitig mit; meine Vagantennatur könnte sonst unserem Zusammentreffen einen Streich spielen.
Dieser Brief zeigt ihn, wie er bis zu unserer letzten Begegnung geblieben ist: Lebendig, voller Herzlichkeit, bereit zu fördern, zu helfen, zu ermutigen. Als Avantgardist vertraute er auf die stete Erneuerung und Entwicklung der Kunst; er glaubte an die Moderne. Originalität galt ihm mehr als Meisterschaft. Stoff und Zitat der literarischen Tradition zu entnehmen hielt er für ein fragwürdiges Hilfsmittel. Daß sich das Ererbte in ein Eigenes verwandeln ließe, gestand er ungern ein. Die Brechtsche Methode lag ihm ebenso fern wie die Brechtsche Poesie. Ich erinnere mich, wie er Huchels Gedicht „Der Holunder öffnet die Monde“ tadelte: Darin sei wenig Eigenständiges, das meiste der mesopothamischen Mythologie entlehnt.
Er selbst erzählte – trotz seiner Affinität zum Mythos – Mythen nie nach, um, von ihrem Ariadnefaden geführt, eine eigene Deutung, eine neue Bildwelt zu gewinnen. In der mediterranen Landschaft erkannte er die Gegenwärtigkeit des Mythos. Er evozierte Namen und mit ihnen Überlieferung, doch er forschte nie nach ihren Wurzeln.
Fast ein Jahrzehnt liegt zwischen Arendts erstem Brief und seinem zweiten. In der Zwischenzeit erreichten mich Kartengrüße aus fremden, mir damals verschlossenen Ländern. Aus Wilhelmshorst schrieb er am 2. Mai 1977:
Lieber Uwe: erst einmal habe herzlichen Dank für Deinen trunkenen Geburtstagsbrief, der, wiederlesend, auch heute noch das Herz, seltsames Organ, mir wärmt. Ich werde gehorsam (d.h. mit Vergnügen) Deine mir zugedachten Wünsche zu erfüllen trachten, verschworen (leider ohne einen Wittgenstein) aufs Wort und die Freundschaft. – Und wann werden Deine Gedichte, druckwarm, auf meinem Schreibtisch liegen? Ich warte schon sehr darauf, wenn Du auch zu viel Rücksicht nahmst, kühner vorstoßen gesollt hast – Du hast es ja längst schwarz auf weiß! Nun, endlich, geht auch ein Dir gewidmetes Gedicht hiermit ab. Ich weiß nicht, ob Du es magst, bestimmt den Vorspruch von René Char. Noch habe ich für die Verse keinen Titel, die druckreif bei Insel liegen. Auch kein Bild (farbiges) für den Umschlag. Ich dachte an ein Frontispitz mit dem ,Porträt‘ von mir, dem ,Gierbecher‘, wie die Mädchen sagen, Altenbourgs Zeichnung mit dem schielenden Hintergrundsblick. – Sei umarmt und laß es dir häufig gut gehen wie beim Schreiben Deiner Briefe.
Am 25. Februar 1968 suchte ich Erich Arendt zum ersten Mal auf. Ein vierundzwanzigjähriger Student, mit dem er auf abenteuerliche Weise Nordafrika bereist hat, ist bei ihm. Arendt erzählt, wie er in Spanien ein Einreisevisum für Algerien beantragt und in die Formularspalte Beruf ›Schriftsteller‹ eingetragen habe: »Schriftsteller dürfen nach Algerien nicht einreisen«, erklärte der Konsul. »Schriftsteller sind wie Journalisten. Sie suchen überall die Sensation, den Schmutz, das Verkommene und bauschen das auf.« »Meine Angabe ist ungenau«, erwiderte ich. »Ich bin ein Dichter.« »Das ist etwas anderes«, antwortete der Konsul, »Dichter sind in Algerien willkommen.« Arendt erzählt es schalkhaft und mit Genugtuung, ersteres, weil ihn die algerische Furcht vor Journalisten amüsiert, mit Genugtuung, weil das »Amt« des Dichters für ihn etwas grundsätzlich anderes ist als die Profession des Schriftstellers, auch wenn viele diese Unterscheidung als ein typisch deutsches Übel verspotten.
Der Student beschreibt, was er beim Haschisch-Rauchen empfunden habe. Erich Arendt lauscht ihm begehrlich. »Alle Völker haben Rauschmittel gekannt; keines ist ohne sie ausgekommen«, erklärt er. Er schwärmt für das Rauschglück, die dionysische Erfüllung, sucht in der Bewußtseinsänderung nicht die Prophetengabe, die geistige Entrückung, sondern eine Steigerung des Lebensgefühls. Vom Rauschmittel erhofft er, daß es ihm die geheimen Quellen überschäumender Freude und eruptiver Dichtung erschließe. Denn seine Spontaneität schien zuweilen eine Tochter des Willens und vorgefaßter Gedanken zu sein. Er war ein Feind des Alltäglichen, des Ereignislosen, der sich stets wiederholenden Abläufe und des bedachten, beharrlich verfolgten Lebensplanes. Bürgerliche Sicherheit galt ihm gering; er hielt sie jedoch, wenn sie ihm zufiel, fest, um sie zu genießen. Im Herzen verlangte es ihm nach Abenteuer, nach Ekstase und Ruhm. Jedoch gehörte er zu jenen glücklichen Naturen, welche ein ernstliches Abenteuer nie erleben können, weil sie selbst den dunkelsten und bedrohlichsten Ereignissen Lebensgenuß abgewinnen. Zu verzichten, im Goetheschen Sinn zu entsagen gehörte weder zu seinen Maximen noch zu seinen Gaben. Jedoch verstand er es, eine Goldader des Lebens zu finden und sich an ihr zu erfreuen, auch wenn sie weniger ergiebig war, als es sich manch anderer erträumte.
Einmal erzählt er, wie er in einem kolumbianischen Fluß gebadet habe und, von einem Strudel mitgerissen, den Wirbeltrichter nicht überwinden konnte: Eine junge Frau saß am Ufer. Sie galt als die kühnste Schwimmerin Kolumbiens. »Ich komme nicht mehr heraus!« rief ich ihr zu. »Ich helfe dir, warte!« erwiderte sie ruhig. »Und ich, züchtig wie ich bin« er sagt es mit Selbstironie und einem gewinnenden offenherzigen Lachen –, »hielt mich am Träger ihres Badeanzugs fest, der sofort riß.« Er erzählt ohne Eitelkeit. Sich seiner Besonnenheit oder Verwegenheit zu rühmen, liegt ihm fern: Daß die Ereignisse sich so zu seinem Lebensfaden geknüpft hatten, wie es geschehen war, hält er für so selbstverständlich, daß dazwischen kein Raum für irgendeine Heldentat bleibt. Nietzsches Wort: »… das Geheimnis, um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuß vom Dasein einzuernten, heißt: gefährlich leben…«, zu seiner Maxime erhebend, sucht er das Ungewöhnliche, das Verwegene, aber wie einer, der einen Abenteuerurlaub bucht, den er jederzeit abbrechen kann.
Die Zeit des spanischen Bürgerkriegs und der Emigration, die wahrhaft bedrohliche und abenteuerliche Periode seines Lebens, nahm er als solche nicht wahr. Wollte er das Besondere empfinden, so mußte er es suchen und im Vorgefühl auskosten, begegnete es ihm unerwartet, so war er wie der Reiter über den Bodensee, der vom Abgrund unter den Pferdehufen nichts weiß.
An einem frühen Julitag sitzen wir zu viert in der Raumerstraße. Hannelore Teutsch, die immer liebenswürdige Gastgeberin, die jede Gesellschaft zu beleben weiß, bietet uns Kirschen an. Wir werfen die Kerne zeremoniell in die bereitstehende Schale. Das Kirschenessen wird in diesem Augenblick zum Ritual, zum Symbol innerer Verbundenheit und Freundschaft. Wir sprechen über Evolution und Schöpfung. Mein Freund N. mit seinem feinen Lächeln, das nicht erkennen läßt, ob er freundlich spottet oder ob es ihm in der Tiefe Ernst sei, bestreitet, daß die Erde älter wäre als die mehrtausend Jahre, die ihr der jüdische Kalender seit Erschaffung der Welt zugesteht. Verwirrt von der hintergründigen Dialogkunst meines Freundes, verteidige ich die Naturwissenschaft und verweise auf den C-14-Test und andere Methoden, durch die unsere Zeitgenossen das millionentiefe Alter der Erde erkunden. Mein Freund redet im Sinne des großen Berkeley und leugnet die Realität der außerhalb der Vorstellung liegenden Dinge. Erich Arendt folgt mit Vergnügen dem seraphischen Halbernst dieses Gespräches und wirft dann und wann ein Wort ein. Er interessiert sich für die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft, freilich nur dann, wenn er eine sinnliche, fast ließe sich sagen, mythische Vorstellung damit verbinden kann, und genießt, daß das moderne Weltbild in Zweifel gestellt wird. Im Leben, im Denken, in der Kunst Freiheit zu besitzen und nicht durch Regel und Erkenntnis gebunden zu sein, ist sein Ideal.
Wir sprechen über das Matriarchat. Erich Arendt verklärt es; er projiziert darauf eine Fülle von Glaubens- und Wunschbildern, sieht darin ein glückliches Zeitalter der Sinnenfreude, die in unserer Kultur durch verwerfliche Hemmungen gemindert würde. Doch er verkündet keine Dogmen und keine Lebensmaximen, er zeigt uns poetische Bilder, um die sich ein Gedicht konstituiert. Bachofens mythische Spekulationen nimmt er für historische Wahrheit. Die Frau als tellurisches, ursprüngliches Lebensprinzip, als ein verlorenes und wiederzufindendes Paradies – davon schwärmt er. Er, dem in seiner Verfeinerung, jeder Ursprung so fern liegt, ersehnt das Archaische, Unverfälschte, die geheimnisvollen und überschwenglichen Kräfte des Lebens.
Weil er an die Moderne glaubt, kann er die Wissenschaft weder zurückweisen noch geringschätzen, doch sieht er darin auch Gefahr:
Der Technokratismus – das ist der Faschismus unserer Zeit. Er will alles beherrschen und wird unsere Erde zerstören.
Daß Fisch aus der Bretagne eingeflogen wurde, als er nach Nizza reiste, weil die angrenzenden mittelmeerischen Gewässer verseucht waren, bestürzt ihn.
Es war ein wundersamer Sommertag. Gedämpftes Licht drang durch die Gardinen ins halbdunkle Zimmer. Eine schöne Stimmung verband uns, eine leise Beschwingtheit, ein Einverständnis, wie ich es selten erfahren habe. Der Nachmittag neigte sich…
Arendt liebte es, seinen Gedichten einen philosophischen Gedanken zuzuordnen:
In diesem Gedicht habe ich versucht, die Gleichwertigkeit von Leben und Tod darzustellen. Haben Sie es erkannt?
Ich verneine zögernd. Wie sollte der bloß Hörende aus der Fülle der Arendtschen Assoziationsfelder einen so eindeutigen Sinn heraufheben? Er sagt:
Ich suche einen Titel, der meine Intention deutlich macht.
Ich rate ab, getreu dem Grundsatz, daß das, was sich im Gedicht zeigen soll, nicht in der Überschrift gesagt werden sollte. Ich gestehe, daß mich ein abstrakter deklaratorischer Titel befremdet. »Aber wie dann?« fragt er. Da er in der ersten Fassung das Wort »etruskisch« verwendet und diese mittelitalienische Landschaft im Gedicht evoziert, schlage ich vor, es Etrurien zu nennen. Er willigt ein.
Im November 1971 suche ich Erich Arendt zum ersten Mal in Wilhelmshorst auf. Vieles erinnert an den früheren Besitzer des Hauses, obwohl Erich Arendt gänzlich unbefangen durch die Schatten geht. Er hat nicht gezögert, dieses Erbe anzutreten. Er tat es aus Not, um aus der ihn beengenden Raumerstraße in ein zweites, ein wirtliches Heim wechseln zu können, und er tat es furchtlos. Die Gespenster, die an den von ihren einstigen Bewohnern verlassenen Orten noch lange Zeit heimisch sind, beachtet er nicht. Nur die zurückgelassenen Katzen, die einstmals privilegierten Mitbewohner des Hauses, nimmt er Tag für Tag wahr. Wir sprechen von Huchel. Arendt hat ihn besucht und vieles über ihn gehört:
Huchel fürchtet, daß er in zwei, drei Jahren keine westdeutschen Preise mehr erhalten werde. Der Geruch der Sensation, des Geheimnisvollen, der jetzt an seinem Leben hängt, habe sich dann verflüchtigt, und der Rang von Texten sei auf dem grellen Kulturjahrmarkt der Kritiker und Journalisten nicht entscheidend. Huchel macht sich Sorgen: Nicht mehr lang, und er sei verkauft und vergessen. Seine Rente ist gering und seine Frau Monica wolle nicht übersetzen. Denn Übersetzer erhalten in der Bundesrepublik einen Hungerlohn. Huchel hat mir bisher nur einen Brief geschrieben, in dem er alle grüßen läßt. Gegenwärtig lebt er mit seiner Familie in der Villa Massimo, kommt kaum aus dem Garten der Villa heraus und sitzt dort sonnengebräunt, ein Odysseus, der sich mit einem zufälligen Strand seiner Irrfahrt ausgesöhnt hat.
Ich meine, daß Beste sei, wenn Huchel den Nobelpreis bekäme. »Das ist undenkbar«, erwidert Arendt, dafür ist sein Œuvre zu schmal.« Wir gehen durch die Zimmer:
Monica war hier die Hausherrin im engeren und im weitesten Sinne. Aber Peter war ein Partisan. Er warf mir immer vor, daß ich es nicht verstünde, Partisan zu sein.
Die Räume sind geweißt mit einem kräftigen Weiß, das an südliche Gegenden erinnert. Noch hängen die zeitgenössischen Graphiken, die Arendt mit Kennerschaft erwirbt, sammelt und auswählt, nicht an den Wänden.
Er arbeitet an Nachdichtungen, von denen er Jahrzehnte lang gelebt hat, schreibt aber kaum selbst. Zu übersetzen – gesteht er – hätte ihn stets vom eigenen Schreiben zurückgehalten, hätte ihm verwehrt, sich in dem seiner Dichtung angemessenen Raum zu bewegen.
Er spricht mit Begeisterung von Anadyomenes Geburtsinsel, der wirklichen und der mythischen, der leiblichen und der symbolischen. Der Mythos und das Gefühl, daß dieser in der modernen Welt seinen Rang verloren habe, Lebensverherrlichung und Nihilismus sind die Pole seines Denkens und Dichtens. Er spricht von Neruda, der einmal geistig frei und das andere Mal gebunden und gläubig sei, es komme nur darauf an, an welchem Tag ihn welche Botschaft erreiche.
Die poetische Welt des deutschen neunzehnten Jahrhunderts ist Arendt fremd. Mörike, Eichendorff, die Droste läßt er gelten, doch sie bedeuten ihm nicht viel. Er kennt die Monade nicht, den kleinen Kreis, der das gesamte Lebensall umschließt. Er sucht die Extension, die Weite. Huchel sei ein bedeutender Dichter, meint er, aber ihm fehle die Welt, wie sie zum Beispiel T.S. Eliot besitze. Das Gnostische an Huchel verkennt er, auch dessen Insichhineinlauschen, dessen Zeitenfurcht, und Zukunftsschwermut. Ernst Meister schätzt er höher als Huchel. Das Gedicht ist für ihn ein artifizielles Gebilde, Kultur, durch die menschliche Gemeinschaft Wert gewinnt, aber es besitzt für ihn kein Eigenleben außerhalb der ästhetischen Kommunikation. Daß es einen sakralen Raum verkörpere, der durch Spott und Arroganz zerstört werden könnte, entspricht nicht seiner Überzeugung, auch nicht, daß Gedichte fragile Gebilde sind, die nicht ungestraft auf feindlich-sprödes Gestein geworfen werden sollten. So äußert er sich mißfällig über Huchels Lesungen: Er hebe kaum die Stimme, schaue, das Gesicht mißlaunig verfinstert, nicht auf, absolviere alles wie eine lästige Pflicht. Arendt selbst las so lebendig und gut, daß sein Vortrag vieles erhellte, was beim bloßen Lesen verborgen blieb. Er las gern und zuweilen haben wir uns bis spät in die Nacht unsere Texte vorgelesen und darüber gesprochen. Er besaß ein hohes, fast naives Vertrauen in die Wirksamkeit von Poesie und deren Kommunikationskraft. Er kannte kein Mißverhältnis zwischen Empfindung und Ausdruck, zwischen Willen und Wort. Der Gedanke, seine Vorstellungswelt könne anderen unerhellt bleiben, quälte ihn nicht. An einen gemeinmenschlichen Gefühls- und Gedankenraum glaubend, ahnte er nicht, wie sehr Huchel die Inkongruenz von Kunst und Oberfläche fürchtete und wie stark er darunter litt.
Als ich Erich Arendt wieder in der Raumerstraße aufsuche, sitzt Franz Fühmann freundlich und ein wenig phlegmatisch im geräumigen Lehnstuhl, den er gänzlich ausfüllt. Er, der mit allen Ost-Berliner Antiquaren Vertraute, hat als Gastgeschenk ein Bändchen mit August Stramms Gedichten mitgebracht, in dem der handgeschriebene Name des einstigen Besitzers steht: Erich Arendt. Es hat Arendt vor der Emigration gehört, ist durch wer weiß wie viele Hände gegangen und von Franz Fühmann aufgefunden worden. Arendts Augen leuchten in einer glücklichen Heiterkeit. August Stramm und die frühen, von ihm inspirierten Verse sind etwas, woran er gern anknüpft. Auch gilt seine Freude den verschlungenen Wegen des Schicksals, die das Verlorene nach langer Irrfahrt zurückführen. Doch er lebt nicht mit den toten Dingen und besitzt die Fähigkeit, was er nicht mitnehmen kann, leichten Herzens zurückzulassen. Fühmann bricht gegen zehn Uhr auf und läßt sich, obwohl wir im lebendigsten Gespräch sind, durch nichts bewegen, von seinem Tagesplan abzuweichen. Er steht früh auf, hält die festgesetzte Arbeitszeit ein, plant kurze Besuche Wochen, längere Jahre voraus. Darin ist er das Gegenteil von Arendt, der dem Augenblick immer sein Recht gibt. Spontaneität ist sein Wesen. Einmal, nach einer Akademie-Lesung Hermlins, kriecht Arendt, mich nachziehend, durch die Sperrstangen an einer Kreuzung, läuft, mich an der Hand fassend, vor stark bremsenden Autos auf die andere Straßenseite, um dort eines der seltenen Taxis zu erreichen. Das Steife und Förmliche mißfällt ihm. Als ich im Almanach, den Gerhard Wolf und Franz Fühmann zu Arendts 70sten Geburtstag liebevoll zusammengestellt haben, eine Verszeile ausstreiche und mit der Hand neu schreibe, sagte er fröhlich:
So gefällt mir das besser. Nicht immer diese sauberen, fehlerlos mit der Maschine geschriebenen Seiten.
Arendt erzählt von einer nordspanischen Bucht, an der er den Sommer verbracht habe. Er schildert die Kargheit des Bodens, dem die Mönche ihre Weinberge abrangen:
Sie haben einen sauren Wein gekeltert. Erst später begann man in anderen Landesteilen Spaniens Wein zu ziehen: Er war lieblicher, voller als der saure Wein dieser Bucht. Die Weinberge verfielen und die Bauern verarmten. Die Kargheit des Landes und der Menschen, ein Land, noch unzerstört von der Zivilisation, das habe ich gesucht.
Trockenen Weißwein trinkt er nie.
Ich frage ihn nach seinem Lieblingsbaum. Er sagt:
Ich liebe die Pappel. Wenn ich sie sehe, denke ich daran, wie sie, das Rhonetal abwärts, langsam ihre Gestalt verändert und in die Zypresse übergeht. Ich verbinde mit ihr das Erlebnis des Südens. Sie ist sein Bote in unseren nördlichen Ländern. Die Föhre ist für mich kein wirklicher Baum; diese entsetzlichen märkischen Kiefern wachsen viel zu regelmäßig. Einzig die Krüppelkiefer lasse ich gelten.
Auch die Buche mag er nicht.
Durch ihn lerne ich die Werke bedeutender bildender Künstler in Reprographien kennen. Oft fährt er durch Westeuropa, um berühmte Ausstellungen zu sehen: Max Ernst, Magritte, Miró. Lebendig und mit einem unvergleichlich zwischen Bedauern und Genugtuung schwebenden Ton erzählt er, wie er Dalí aufsuchen wollte und durch ein Versehen abgewiesen worden sei. Dalí habe hernach mit Bedauern ausgerufen:
Warum hat er mich nicht besucht!
Arendt rechnet Feininger nicht zu den das 20. Jahrhundert prägenden Malern:
Ich habe seine Arbeiten in Quedlinburg gesehen. Es war wenig Bemerkenswertes darunter: Das reicht nicht.
Wir reisen gemeinsam durch die Altmark, suchen Stendal, Salzwedel, Tangermünde auf. »Tangermünde ist keine schöne Stadt«, sagt er zu meinem Erstaunen und wiederholt es mehrmals. Aber bei meinem nächsten Besuch erklärt er, er wolle ein Buch über die Gotik schreiben. Es ist das erste Mal, daß er dieses Wort ausspricht, denn nichts scheint seinem Stilgefühl fremder zu sein als das Mittelalter. Er bewundert die Kunst des 20. Jahrhunderts; er verehrt die Antike und die etruskische und minoische Vorzeit, nicht aber Romanik und Gotik. Vielleicht schätzt er deshalb den Mythos so hoch, weil er keinen Geschichtssinn besitzt: Der Mythos ist zeitlos.
Er wehrt sich gegen chiliastische und streng evolutionäre Anschauungen. Die Vorstellung von einer vergänglichen Welt, die Überzeugung, daß alles Leben, ja, selbst die anorganische Welt einen Ursprung und ein Ende haben müsse, macht er sich nicht zu eigen: Sie widerspricht dem Gefühl der Fülle und Unerschöpflichkeit, der ewigen Wiederkehr von Same und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Dem Gedanken an eine mögliche Welt des Friedens und der Harmonie bleibt er zugetan. Er empfindet Kreuz und Leiden als eine Ungerechtigkeit gegen den Menschen und gegen das Leben und spricht ihnen jeden Wert ab.
In späteren Jahren aber wurde es ihm zusehends schwerer, an Lebenssinn und menschlichen Fortschritt zu glauben, und oft saß ihm der letzte Gesellschafter, das Nichts gegenüber.
Wenn Arendt einen Gedanken gefaßt hat, so kreist er im Gespräch um ihn wie ein Planet, der seine Bahn nicht verlassen kann. Zuweilen ist er in Ideen verliebt, weil sie aus der Trivialität von Fakten und simplen Schlußfolgerungen hinausführen. Nichts ist ihm so zuwider wie das Banale. Daß er für die Verwirklichung von Ideen kämpfen oder gar ein Märtyrerzeugnis für ihre Wahrheit geben sollte, käme ihm nicht in den Sinn: Ideen sind Form und Bild wie die Figurationen in seinen Gedichten: Er hat ein ästhetisches Verhältnis zu ihnen, kein politisches oder philosophisches. Nach dem Wahrheitskern von Gerüchten fragt er selten; ihm genügt zunächst, daß sie bedeutsam scheinen und Anlaß zu Spekulation und symbolischer Ausmalung bieten.
Er leiht mir Jean Genets Querelle. In der deutschen Übersetzung bedeutet mir dieser Roman nichts. Arendt verteidigt ihn: Der Mord sei hier zum ersten Mal in der Literatur als Lust erkannt und als eine solche beschrieben worden.
Dabei spricht aus seinem gesamten Wesen Humanität und Kultur und deren Aura umschließt ihn. Jede Grausamkeit liegt ihm fern und selbst im Spanienkrieg hat er nie eine Waffe geführt.
Seine Theorien haben jedoch wenig mit seinem Leben gemein. Sie führen keine unglückliche Ehe, sie halten keinerlei Gemeinschaft mit ihm. Nur dann und wann fällt ein Schatten- oder ein Lichtband aus dem Reich der Ideen in die Sphäre des Lebens.
Obschon selbst keineswegs maßlos, verherrlicht Arendt das Lustprinzip. Schopenhauers Mahnung: Was wir nicht erkennen wollten, müßten wir leiden, scheint für sein Leben nicht zu gelten. Denn das Zerstörerische der Leidenschaft hatte ihn anscheinend niemals ergriffen. So sehr er auch genoß, bei Gefahr konnte er von der Tafel aufstehen, solange es Zeit war. Das Dämonische wie das Teuflische drang nie bis zum Grund seines großzügigen, den Freunden gegenüber gütigen Lebens.
Wilhelmshorst, den 15. März 1974: Erich Arendt, von einer Gesichtsrose genesend, trägt einen schlohweißen Bart und sieht aus wie ein antiker Grieche, halb listenreicher Abenteurer, halb epikureischer Weiser. »Die Ärzte haben mir den Rotwein verboten«, sagt er und entkorkt eine Flasche:
Er schade den Nieren. Dafür empfehlen sie Weißwein. Wegen der Leber darf ich Roten, aber keinen Weißen trinken. Ich habe zunächst auf beide verzichtet, doch nun genieße ich beide; und es bekommt mir vorzüglich.
Die guten Dinge des Lebens sind ihm immer vorzüglich bekommen. Wie oft hat er uns in der Wilhelmshorster Küche, besonders in den letzten Jahren, wo er zumeist allein hier lebte, ein Steak zum Abend bereitet und den Wein dazu bedächtig ausgewählt.
Am späten Abend las er mir immer seine Gedichte und Entwürfe vor. Ich bedauerte, daß kein Tonband zur Stelle war. Wer ihn gehört hat, dem erscheint das gedruckte Wort wie ein Notbehelf. Mich bewegten seine Stimme und sein Gesicht, seine Gestik wie die sparsamen Erläuterungen, mit denen er manchmal das Gelesene unterbrach, ohne daß dessen Aura sich verflüchtigte. Mich berührte das Fluidum der Abende, das uns immer umschloß, wenn wir in Wilhelmshorst zu zweit bis spät in die Nacht zusammensaßen.
Wir stehen in der Treptower Wohnung, in der er lange Jahre mit seiner Frau Katja gelebt und viele Feste gefeiert hat. Nun ist sie gestorben. Die Zimmer, die sie einst mit Geist und Leben erfüllte, stehen leer. Nur einzelne Bilder und wenige Gegenstände erinnern an sie. Die Vergangenheit, von der sich Erich Arendt frei glaubte, holt ihn ein. Er verschenkt alles, verschleudert es, wirft es fort. Er mußte sich davon befreien. Selbst persönliche Dinge: Briefe, Aufzeichnungen, beachtet er nicht:
Nur nichts behalten, nur an nichts erinnert werden! Ich bin ein anderer geworden und möchte es bleiben.
Es wäre die Geschichte der letzten Jahre zu schreiben, eine Tragikomödie, die nicht ohne Tiefe war. Ich erinnere mich an eine Lesung 1980 im Gohliser Schlößchen. Er las eindrucksvoll – wie immer. Eine junge Dame stellte die unvermeidliche Frage nach Arendts Verhältnis zum Mythos. Er antwortete auf vertraute wiederkehrende Fragen niemals stereotyp, auch jetzt nicht, da ihm Alter und Krankheit mehr als billig gezeichnet haben:
Ich glaube nicht mehr an den Mythos, ich glaube nur noch an das Nichts. Seien Sie froh, wenn sie noch den Mythos haben.
Er wünscht, dem 80sten Lebensjahr zuschreitend, längere Zeit auf einer von der Zivilisation unberührten Insel zu leben. Von einem solchen Eiland nahe Bali war ihm berichtetet worden und er sinnt auf Wege, dorthin zu gelangen.
Eine entlegene unverdorbene Insel, das waren auch die fünfzehn- und neunzehnjährigen Mädchen, die Ragnas und Ullas, für die er schwärmte und von denen er mit einer seltsamen leidenschaftslosen Leidenschaft sprach:
Mit ihr habe ich eine Stunde lang Hand in Hand auf dem Bremer Bahnhof gestanden, und wir konnten die Blicke nicht voneinander wenden.
Jeden Abend um Mitternacht sendet er ihr ein Telegramm, während er bei Tag um eine Jüngere wirbt.
Ich begreife, es ist nicht allein die Sklerose, die aus ihm spricht. Es ist eine junge Sehnsucht, die sich niemals erfüllt hatte, ja nie erfüllen konnte. Das Leben blieb ihm die Einlösung schuldig und er glaubte, sie im Alter ertrotzen zu können. Das Gefühl des zureichenden Vorrats mußte er haben, um beruhigt zu sein. Ihm durfte keiner vom Tod reden, denn das hätte bedeutet, daß sein Bestand an Jahren sich minderte. Je öfter es ihn floh, desto fester klammerte er sich an sein Leben. Es bewußt zu lassen, blieb ihm erspart. Er dämmerte in einen anderen mythischen Zustand hinüber in jener Mark, in der er geboren war und die ihm als Milieu und Landschaft nie etwas bedeutet hatte. Als wir 1984, wenige Wochen vor seinem Tod an Wilhelmshorst vorüberfuhren und an ihn dachten, hat meine Frau dieses Gedicht geschrieben:
DEM STERBENDEN DICHTER
Die märkischen Kiefern
Sommergestrüpp – üppig dies Jahr
Goldraute und Rainfarn
manchmal samende Disteln.
Der Zug eilt hindurch
der Blick bleibt gefangen
nur die Gedanken
finden den Weg und
das Haus…
Angekettet das Boot
brabbelt still vor sich hin.
Herbstliche Nebel verschleiern
die Ufer. Wellenschlag
Sanduhr
Signal. Es kümmert
Fische und Enten nicht
auch nicht
die Jungen. Der Sommer
geht fort nimmt
mit den siechen Mann.
(Barbara Grüning)
Uwe Grüning, Ostragehege, Heft 30, II/2003
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Zum 50. Geburtstag des Autors:
Uwe Berger: Zwei Dichter unserer Zeit. Zum 50. Geburtstag von Peter Huchel und Erich Arendt
Aufbau, Heft 4, 1953
Zum 60. Geburtstag des Autors:
Helmut Ullrich: Lobpreis irdischer Schönheit. Zum 60. Geburtstag des Schriftstellers Erich Arendt
Neue Zeit, 13.4.1963
Georg Maurer: Erich Arendt zu seinem 60. Geburtstag
Sonntag, 15.4.1963
Nachgedruckt in: G. M., Essay I. Halle: Mitteldeutscher Verlag 1968
Zum 65. Geburtstag des Autors:
Günther Deicke: Dichter und Weltfahrer. Erich Arendt zum 65. Geburtstag
Berliner Zeitung, 16.4.1968
Elke Erb: Erich Arendt zum 65. Geburtstag
Sonntag Nr. 16, 1968
Zum 70. Geburtstag des Autors:
Günther Deicke: Poetische Sprache unserer Solidarität. Erich Arendt zum 70. Geburtstag
Neues Deutschland, 15.4.1973
Günter Gerstmann: Der geistigen Welt der Väter verpflichtet
Neue Zeit, 15.4.1973
Hinstorff gratuliert seinem Autor Erich Arendt zum 70. Geburtstag
trajekt 7, VEB Hinstorff Verlag, 1973
Zum 75. Geburtstag des Autors:
J(ürgen) Sch(midt): Ein lähmendes Gefühl ist das. Dem Dichter und Übersetzer Erich Arendt, fünfundsiebzig Jahre alt, zu Ehren
Stuttgarter Zeitung, 16.9.1978
Gregor Laschen/Manfred Schlösser (Hg.): Der zerstückte Traum. Für Erich Arendt zum 75. Geburtstag
Agora, 1978
H. U.: Kunde von Siegen und Niederlagen durch die Poesie
Neue Zeit, 15.4.1978
Zum 80. Geburtstag des Autors:
Hubert Witt: Der flutharte Traum. Erich Arendt zum 80. Geburtstag
Sinn und Form, Heft 2, 1983
Hans Marquardt/Hubert Witt: Himmel und Erde. Erich Arendt zum 80. Geburtstag
Sonntag, 17.4.1983
Zum 85. Geburtstag des Autors:
Uta Kolbow: In Raum und Zeit
Berliner Zeitung, 15.4.1988
Zum 100. Geburtstag des Autors:
Uwe Grüning: Erinnerungen an Erich Arendt
Ostragehege, Heft 30, II/2003