Ich überlasse der Zukunft die Geschichte Apollinaires.
(IX)
Am 18. August 1882
gebiert Angelica in Rom einen zweiten Sohn, der auf den Namen Albert getauft wird. Auch diesmal meldet ihn die Mutter nicht unter ihrem eigenen, sondern unter dem Namen Zevini, um die Anonymität der Eltern zu wahren. Auch diesmal ist der Vater unbekannt; manche Forscher stellen die Hypothese auf, es sei nicht Francesco d’Aspermont. Demnach wäre Albert Apollinaires Stiefbruder gewesen.
Beide Knaben leben in Rom, und die dortige Umwelt wirkt zweifellos sehr stark auf den kleinen, äußerst sensitiven Wilhelm, der, »noch ein Kind, mit kleinen Schrittchen durch die Weite des Vatikans trippelte, sich in dem unendlichen Labyrint von Korridoren, Sälen und Rotunden des gigantischen Baus verlor, in dem geniale Künstler die Ewigkeit, dauerhaft wie die Erde, festgehalten hatten«, schreibt Rache Grey im »Esprit, Nouveau« (Der neue Geist) vom 30. April 1924.
Die Mutter unterhält noch immer Beziehungen zu ihrem Liebhaber. Die Geburt des zweiten Sohnes kompliziert ihre Situation, und es kommt zu immer häufigeren Zerwürfnissen. Es ist möglich, daß Angelica auf Heirat bestand, aber die Familie d’Aspermont sich einem dauernden Zusammenleben des in der Charakteranlage so ungleichen Paares widersetzte. Der Abenteurer und die Abenteurerin sind nicht für die Ehe bestimmt.
Vladimír Diviš: Apollinaire. Chronik eines Dichterlebens. Deutsch von Aleš Krejča, Artia, 1966